Lassen Sie uns an den Anfang vor über 50 Jahre gehen, als dieser Hegering gegründet wurde,nämlich am 29. November 1968.
Während dieser 50 Jahre wurden im Jagdwesen einige Änderungen vollzogen und neue Gesetze erlassen,manche zum Nachteil, wenige zum Vorteil.
Mit großem Interesse wurden die vorhandenen Hegeringbücher durchforstet. Die ersten zur Verfügung stehenden Aufzeichnungen stammen jedoch erst aus dem Januar 1974. Zur damaligen Zeit entstand eine teils amüsante, teils kritische Gepflogenheit, sich nicht nur mit der Unterschrift, sondern auch mit Worten im Hegeringbuch zu verewigen.
So lobte eine Waidfrau aus Baden-Baden den Hegering als eine weitere Attraktion von Eberbach. Ein Waidmann wurde in netter Versform in die anstehende Ehe entlassen. Ein am Hegeringstammtisch Anwesender schrieb seine Meinung in das Buch, wobei er die Verpachtung der Jagden Waldbrunn-Waldkatzenbach-Schollbrunn als einen hellen Wahnsinn bezeichnete. Weiterhin verewigte sich ein weiblicher Gast mit den Worten: "So unverhofft komm ich in die Stammtischrunde der Eberbacher Jägerei. Viel Wahres - auch Latein - quillt aus aller Munde! Mir gfällt‘s als Diana hier zu weilen und auch das Plaudern mit zu teilen."
Dankesworte über die entgegen gebrachte Gastfreundschaft sind zu finden, wie auch Worte der Freude über jagdlichen Erfolg. So ist zu lesen: „Der Auguscht unverdrosse hat heit e unschuldig Schmaltier gschosse!“
Mit den Jahren entstanden mehrere vollgeschriebene Hegeringbücher, in denen alle Ereignisse und Veranstaltungen festgehalten wurden. Ein Mitglied aus den Anfängen, Frau Susanne Falckenthal, hatte am Ende des 2. Buches mit netten Worten ein Gedicht verfasst, das ich nicht vorenthalten möchte.
Zwei Bücher voll mit vielen Namen,
von Leuten, die zum Stammtisch kamen,
frohe und auch ernste Stunden,
tun sie beide euch bekunden.
Festgehalten in fast dreißig Jahren,
kann man vieles hier erfahren,
Dia-Abend, Bläserstunden,
alles hab ich hier gefunden.
Jägerbälle, Hegeschauen
und ein Vortrag über Sauen,
Weihnachtsfeste und noch mehr,
alles gibt das Buche her.
Schießen und auch Hilfsaktionen
mit mal viel, mal wenig Personen,
Fuchsbandwurm und Jägeressen,
Hubertusmessen nicht zu vergessen.
Alles bringen diese Bücher
zu uns Lesern hier herüber.
Aus den Einladungen des damaligen Hegeringleiters, Herrn Robert Mühe, der über außerordentlich viele Jahre in vorbildlicher Weise den Hegering geleitet hatte, konnte ich entnehmen, dass Ende der siebziger Jahre noch eine Bewertungskommission für Rehwild bestand, welche für die Ausrichtung der Pflichttrophäenschau der Gehörne verantwortlich war.
Die jährlichen Busfahrten, gemeinsam mit der Hegegemeinschaft Oberzent, zur Jagdmesse nach Dortmund sind Tradition. In früheren Jahren ging es zur Ausstellung „Jagen und Fischen“ nach Erding bei München.
Während der vergangenen Jahrzehnte wurde den Mitgliedern viel Wissenswertes in Form von Vorträgen und Filmvorführungen vermittelt. Dabei ging es zum Beispiel um die Jagd im Odenwald und in der Pfalz, aber auch um die Jagd in Namibia, Simbabwe, Alaska und Kanada, Argentinien, in den Masuren und auch in der Mongolei. Es wurde informiert über die Fallenjagd, Waffen und Wundballistik, die Biotophege, über Greifvogelproblemeund Vogelschutz, die Wildtiere unserer Heimat, waidgerechte Wildfotografie, waidgerechte Wildhege und wildgerechte Waldpflege, über den Fuchsbandwurm, die Fütterung von Schalenwild, Wildfütterung allgemein, auch über die Novellierung des Landesjagdgesetzes mit der Änderung der Kirrungsmöglichkeiten und der Artder Futtermittel, über die Verhaltens- und Herzfrequenzreaktion bei Reh- und Rotwild sowie das Bewegunsmuster und die Verhaltensweise vom Schwarzwild bei Störungen durch Menschen.
Wir wurden informiert über den Lebensraum des Bibers, das Insektensterben, über die ASP, Ayeschke und Blauzungenkrankheit, über denWolf und den Luchs, die Handhabung eines Schalldämpfers, über Nachsuchewaffen, auch über das Zerwirken und Zubereiten von Wild, über die Kontrolle der jagdlichen Einrichtungen durch die Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft und vieles mehr.
Interessant war auch über die vergnüglichen Ereignisse zu lesen, bei denen noch das Tanzbein geschwungen wurde. So fand im Jahr 1981, gemeinsam mit dem Hegering 4, ein Hubertusball im Kurhaus Eberbach statt. 1982 folgte eine Hubertusfeier mit Tanz in der Stadthalle Sinsheim, veranstaltet von der HDJV. 1984 durften sich die Mitglieder an einem Hubertusball im Königssaal des Schlosses Heidelberg erfreuen. Damals bestand der Hegering aus 47 Mitgliedern, zwei Jahre später waren es bereits 10 Mitglieder mehr und heute sind es beinahe 80. 1989 fand ein Jägerball im Kurhaus Eberbach statt, vorausgegangen war eine Hubertusmesse. Auch wurde eine Einladung zum Tanz in den Sommer an die Mitglieder ausgesprochen.
Wie ich ebenfalls aus den Analen entnehmen konnte, haben sich die Revierinhaber des Hegerings, in Zusammenarbeit mit der Stadt Eberbach, am Bau einer gemeinschaftlichen Kühlanlage mit Zerwirkraum beteiligt. Interessant wäre zu erfahren, was aus dieser Anlage geworden ist.
Ebenso interessant war es auch aus den Aufzeichnungen zu entnehmen, dass in den 80er und 90er Jahren, jeweils anlässlich des Hubertustages, gemeinsame Ansitzjagden anberaumt wurden. Dabei ging es u.a. um die fortschreitende Schweinepest in Hessen, wodurch es dringend erforderlich war, das Schwarzwild scharf zu bejagen. Hier wurde den Mitgliedern ohne eigenem Revier die Möglichkeit zum Jagen gegeben. Nach den jeweils erfolgten Jagden saß man gemütlich beisammen. Eine schöne Tradition, die leider mit den Jahren verschwand.
Viele Mitglieder und Gäste ließen es sich nicht nehmen, die Köstlichkeiten des jährlichen Grillfestes zugenießen. Mit großer Mühe und manchmal enormen Aufwand wurde den Anwesenden nicht nur Grillgut, sondern ganze Menüs aufgetischt. Dem in den letzten Jahren unermüdlichem Team Olbert, Falckenthal und Bauer ganz herzlichen Dank dafür.
Die über viele Jahre hinweg an Silvester stattfindende Entenjagd am und auf dem Neckar waren eine Selbstverständlichkeit, bis diese bedauerlicher Weise vor wenigen Jahren eingestellt wurde. Dies geschah einerseits aus Mangel an Enten, andererseits durch den Druck der Bevölkerung. So verschwindet eine Tradition nach der anderen - schade.Das jeweils anschließend stattfindende gemeinsame Frühstück wurde jedoch aufrecht erhalten.
Wie man ebenfalls aus den Aufzeichnungen entnehmen kann, war bereits im Jahr 1984 das Rehwild ein Sorgenkind, was ein Filmvortrag mit dem Titel „Unser Rehwild - Sorge und Passion“ deutlich machte. Im Jahr 1989, also vor über 30 Jahren, wurde in einem Zeitungsartikel, der anlässlich einer Hegeschau erschien, versucht den nicht erfüllten Abschuss zu erklären. So war zu lesen, dass durch starke Unruhe in den Revieren sowie der milden Witterung und folglich wenig Schnee, der Abschuss nur zu 83% und nicht zu 100% erfolgen konnte. Es wurde schon damals die Einrichtung von Ruhezonen für das Wild gefordert.
Ein weiteres Sorgenkind in früheren Zeiten war bereits das Zusammentreffen vom Wild mit dem Auto. Im Jagdjahr 1981/1982 blieben bereits 20% vom geplanten Abschuss des Rehwildes durch Verkehrsunfälle auf der Straße. Daran hat sich bis zum heutigen Tag leider nichts geändert.
Die gemeinnützigen Aktivitäten des Hegerings waren vielseitig. So wurden von den Mitgliedern des Hegerings Reinigungsaktionen auf der Gemarkung Eberbach unterstützt. Bei der Aktion „Wildobstbäume in den Jagdrevierendes HR5“ wurden 200 Stück Apfelbäume der Sorte ‚Bittenfelder‘ gepflanzt. Auch wurde im Jahr 1996 eine Hecken- und Baumpflanzaktion durchgeführt. Außerdem wurde eine Immunisierung der Füchse gegen die Tollwut von den Mitgliedern des Hegerings unterstützt.
Im Jahr 1988 erfolgte eine Plakataktion vom Hegering mit dem Thema „Verhalten der Bürger in der Natur“, gefolgt von einer Beteiligung mit Bildern und Präparaten an einer Ausstellung, anlässlich eines Malwettbewerbs für Kinder unter dem Titel „Tiere lieben, Tiere malen“.1993 konnten die Eberbacher Jäger, durch eine Spendenaktion, 450 DM an die Odenwaldhilfe für Kinder aus Tschernobyl übergeben.
Eine Selbstverständlichkeit waren die jährlichen Ferienfreizeiten für die Kinder der AWO. Gemeinsam mit der Einrichtung „Lernort Natur“ der Heidelberger Jägervereinigung, wurde mit großem Engagement versucht, ein interessantes Programm für die Kinder zusammen zu stellen. Anfangs nahmen bis zu 100 Kinder und mehr an dieser Veranstaltung teil, zum Ende fanden nur noch ca. 10 Kinder das angebotene Programm interessant.
Das eine oder andere Mal wurden von den Mitgliedern des Hegerings, gemeinsam mit den Bläsern von Eberbachoder später der Gruppe ‚Kleiner Odenwald‘ feierliche Hubertusmessen zelebriert. Doch auch hier, wie im Jahr1993 geschehen, wurde diese Messe durch eine Gruppe Jagdgegner der Eberbacher Tierhilfe, gestört, die vor der Michaelskirche gegen „Tiermorde aus Trophäengeilheit“ demonstrierten.
Eine begrüßenswerte Gepflogenheit war und ist die Unterstützung der Bläser bei der Gestaltung der jährlichen Gehörnschau oder der Hubertusabende; vielen Dank dafür.
Im Jahr 1991 erfolgte eine vermeintliche Versöhnung zwischen der Jägerschaft und dem Forst. Zu sehr zerstritten waren beide Parteien über den richtigen Wildbestand in den Wäldern. Viele Emotionen wurden in die Diskussion eingebracht. Bei einem Gläschen Trollinger in gemütlicher Runde vereint, kam man zu der Erkenntnis, dass Reh und Hirsch in einem solchen Maße vertreten sind, dass der Durchbruch einer Vereinigung zwischen Jagd und Forst möglich scheint. Damals wurde die Jagd noch vor dem Forst genannt, heute ist es genau umgekehrt.Die Fortschritte dieser Beziehung zwischen Jagd und Forst, zwischen den Pächtern und dem damaligen Leiter des staatlichen Forstamts Eberbach, Herrn Dr. Bungenstab, wurden im damaligen Vorzeigerevier Bungenstabs,in der Lautenbach, aufgezeigt. Doch der Schein einer Vereinigung trog. Bis heute scheiden sich die Geister.