Fleisch vom Wildschwein weiterhin genießbar

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Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung, 12.09.2024

Nichts zu befürchten: Jäger weisen auf strenge Kontrollen hin

Heidelberg. (cab/zg) Seit etwas mehr als vier Wochen ist die Region um Heidelberg von der ASP betroffen. Direkte Auswirkungen sind in Heidelberg selbst noch nicht zu spüren – auch was das Ess- oder Einkaufsverhalten der Verbraucher bei Wildfleisch betrifft. Anderswo ist die Zurückhaltung und Sorge größer. Dabei weisen nicht nur Gastronomen und Metzgereien darauf hin, dass Verbraucherinnen und Verbraucher nichts zu befürchten haben.

„Wildbret vom Schwarzwild ist weiterhin genusstauglich“, betont Volker Rutkowski, der Pressesprecher der Heidelberger Jägervereinigung (HDJV). Mehr noch: Es sei gesund und derzeit das am gründlichsten untersuchte Nahrungsmittel bei den Fleischarten. „Fleisch vom Wildschwein ist nach wie vor mein bevorzugtes Fleisch in der Küche zu Hause“, sagt Rutkowski. Es sei biologisch einwandfrei, vielfältig in der Zubereitung und neben Reh das Beste, was die Region in Sachen Fleisch zu bieten habe. Und es unterliegt strengen Kontrollen, bevor es in der Fleischtheke oder auf dem Teller landet. Darauf weisen auch Restaurants und Fachgeschäfte hin.

Zum Beispiel die Metzgerei Sommer in Heidelberg-Rohrbach. Hier sagt Natalie Sommer: „Wir beziehen unser Wildschwein aus umliegenden Revieren. Die Nachfrage ist weiterhin da. Jetzt am Wochenende war Kerwe in Rohrbach, quasi ein Gradmesser für alles, was schmeckt. Wir hatten Speisen und Getränke im Angebot, natürlich auch Wildschweinbratwürste. Und die wurden gekauft und gegessen wie immer.“

Horst Trautmann von der Metzgerei Trautmann in Mannheim-Feudenheim ergänzt: „Unsere Stammkunden wissen um die besondere Qualität von Wildfleisch. Neuen Kunden erklären wir gerne, wie sicher das Fleisch ist, weil es ausreichend geprüft wird. Nach der ASP hat sich aber noch niemand erkundigt.“

Auf Wild spezialisiert ist das Restaurant „Traube“ in Heidelberg-Rohrbach. Hier hat Ole Hake nur eine Sorge: „Wenn die Jagd ruht, bezieht sich das nicht nur allein auf Wildschweinfleisch. Mit der ASP haben sich meine Gäste aber noch nicht beschäftigt.“ Hake bezieht sein Wild aus der Region, in einem Radius von 100 Kilometern.

Rutkowski ist deshalb sicher, dass Fleisch aus der Region noch immer „genusstauglich“ ist, weil er die Kontrollmechanismen kennt. „In der Regel sind alle Jägerinnen und Jäger darin geschult, an der Anatomie und den Organen von Wildtieren Veränderungen oder Auffälligkeiten zu erkennen“, erklärt er. Erste Kontrollinstanz seien die Jäger also selber. In einer sogenannten Lebendschau draußen in der Natur wird das Wild vom Jäger begutachtet, bevor es erlegt wird. Erkennt er ein auffälliges Verhalten, welches auf eine Erkrankung oder eine Verletzung hindeutet, muss das betroffene Tier nach seinem Tod zwingend durch einen amtlichen Tierarzt begutachtet werden. „Vorher dürfen dieses Tier und auch Teile davon nicht in Verkehr gebracht werden“, betont Rutkowski.

Die nächste Kontrollstufe ist das Aufbrechen des erlegten Wildes in einer Wildkammer. Beim Ausnehmen müssen strenge Regeln der Wildbrethygiene beachtet werden. „Alle Organe werden durch den Jäger beschaut. Entdeckt er Auffälligkeiten oder Veränderungen, muss wieder eine Untersuchung durch einen amtlichen Tierarzt erfolgen. Außerdem gebe es zusätzliche behördliche Kontrollstufen, so der HDJV-Pressesprecher.

Bei Schwarzwild und anderen Allesfressern wie Waschbär oder Dachs ist per Gesetz eine Trichinenuntersuchung durch amtliche Tierärzte obligatorisch: „Erst, wenn das Tier amtlich als trichinenfrei bescheinigt wird, darf es in Verkehr gebracht werden“, erklärt Rutkowski. „In ASP-Risikogebieten, wie hier bei uns, wird zu Monitoringzwecken jedes Stück Schwarzwild noch mittels einer Blutprobe untersucht.“ Nicht nur ASP, sondern auch die Infektionskrankheit Brucellose und die Aujeszkysche Krankheit, die sogenannte „Pseudowut“, könnten so bestimmt werden. Schließlich müsse in behördlich festgelegten Gebieten auch noch jedes Stück Schwarzwild auf Strahlenbelastung hin untersucht werden: „Diese behördliche Anordnung besteht noch aus der Zeit von 1986, als sich die Tschernobyl-Nuklearkatastrophe ereignete“, so Rutkowski.

Laut Ernährungsportal „food-monitor“ liegt derzeit der Pro-Kopf-Verbrauch von Wildschwein in Deutschland jährlich bei unter einem Kilogramm. Allerdings mit steigender die Tendenz.