(VR) Dieser Vortragsabend hat sich gelohnt. Auf Einladung des HR 2 und HR 3 referierte Wildmeister Christian Franke, langjähriger Berufsjäger aus der Eifel, im Walldorfer Schützenhaus, zum Thema: Erntejagden -aber sicher! Keine bloße Theorie, sondern ein Vortrag praxisnah mit vielen wichtigen Hinweisen, regel- und rechtskonform nach den aktuellen Vorgaben der BG und Urteile der Gerichte. Denn eines sei vorausgeschickt, die Erntejagd im Herbst gehört nun einmal zu den gefährlichen Jagden. „Schlechte Planung und unprofessionelle Durchführung bei der Schwarzwildjagd im Mais und Raps,“ so Franke vor den Mitgliedern der Hegeringe, „kann zu schweren, mitunter sogar tödlichen Unfällen führen“. Damit dies nicht passiert und der Jagderfolg möglich ist, hier die wichtigsten Hinweise in Kürze:
Frühzeitige Vorplanung
Schon zu Jahresbeginn sollte man sich Gedanken machen: wo wird gejagt, wer ist dabei, wer übernimmt die Jagdleitung, gibt es eine Revierkarte, wer sind die Reviernachbarn/Landwirte (Absprachen treffen), gibt es Nutztierhalter in der Nähe, welche befriedeten Bezirke sind zu erkennen, welche Umweltbedingungen bestehen (z. B. Windräder), wann sind die Erntetermine, sind Bejagungsschneisen vorhanden oder müssen eingerichtet werden, sind Stöber -und Schweißhunde vorhanden.
Durchführung
Sicherheitsaspekte: Alle Beteiligten tragen Jagdbekleidung mit Signalfarbe (mindestens Warnweste), jeder Schütze (am besten erfahrene Jäger oder Jägerinnen), Treiber und Hundeführer erhält eine Revierkarte in der die Wechsel, Stände und Ansitze eingezeichnet sind, es gibt eine Adressliste aller Teilnehmer mit Anschrift und Handynummer, für den Notfall sind Verbandskästen vorzuhalten, Treiber sollten Gesichtsschutz und Handschuhe tragen, Verkehrssicherung durch genehmigte Warnschilder (ca. 1 Std. vor Jagdbeginn), dazu gehört die frühzeitige Information an die Behörden/Polizei/Baulastträger, Bekanntmachung des evtl. Notfall-Treffpunktes, Bestimmung des Ersthelfers, Überprüfung der Netzverfügbarkeit, Regelung der Parkmöglichkeiten, freihalten der Rettungswege, Überprüfung der Ansitzeinrichtungen (sofern nicht durch die Geländeform für jeden Schützen ein Kugelfang vorhanden ist, müssen Ansitzeinrichtungen eingesetzt werden), der einzuhaltende Schusswinkel zum Nachbarschützen darf 30 Grad nicht unterschreiten, seit einiger Zeit hat sich auch der Einsatz von Drohnen als sehr hilfreich beim Aufspüren von Wild gezeigt.
Jagdleiter: Ein Jagdleiter ist bei einer Jagdgesellschaft von mehr als vier Jäger oder Jägerinnen vorgeschrieben. Er sorgt für die Kontrolle von Jagdscheinen und Schießnachweisen (wird in einem Jagdscheinverzeichnis festgehalten), er hält zu Beginn der Jagd die Jagdleiterrede und gibt alle wichtigen Verhaltensregeln und Sicherheitsmaßnahmen bekannt (schriftlich hinterlegt), u.a.: er bestimmt Beginn und Ende der Jagd, er weist die Stände und den vorgegebenen Schussbereich zu, sowie die Aufforderung zugewiesene Stände dürfen nicht verlassen werden, er gibt die Abschussfreigabe bekannt (keine Füchse! keine Bachen! nur junge Wildschweine), er weist darauf hin vorkommendes Wild erst richtig anzusprechen- dann schießen, er weist darauf hin Schüsse ins Treiben sind verboten, er weist darauf hin, wer sich nicht an die Regeln hält wird ausgeschlossen (auch wer unter Alkoholeinfluss steht oder nicht in guter körperlicher Verfassung ist).
Ansitzeinrichtungen: Ein Kugelfang muss in jedem Fall gegeben sein, der Kugelfang wird durch den Einsatz von erhöhten Ansitzeinrichtungen (Drückjagdböcke, die Fußbodenhöhe sollte ca. 2,5 m hoch sein) wie durch die Begrenzung der Schussentfernung optimiert, mobile Jagdeinrichtungen verbessern den Jagdablauf, da sie flexibel einsetzbar sind, Ansitze sind 50 m vom Maisfeld aufzustellen (je näher, umso schlechter).
Nachsuche: Ohne brauchbare Jagdhunde geht die Maisjagd nicht, am besten kurzläufige Schweisshunde einsetzen (dadurch weniger Verletzungsgefahr im Mais, da die Hunde untendurch laufen können), Hunde sind mit Sicherheitswesten auszustatten (die Maisblätter sind sehr scharfkantig und verursachen tiefe Schnittwunden), Hundeortungsgeräte einsetzen, gut sind ortskundige Begleiter bei der Nachsuche.
Fazit
Wildmeister Christian Franke zur Außendarstellung der Jägerschaft: “Jäger und Jägerinnen stehen viel mehr im Fokus der Öffentlichkeit, als sie selber es meinen. Deshalb sind rücksichtsvolles Vorgehen, hohes, umsetzbares Fachwissen und vor allem waidmännisches Verhalten unabdingbar.“ Bezogen auf die Erntejagd ist sein Rat: “Alle Abläufe und Geschehnisse zu dokumentieren, damit in jedem Fall alles justiziabel ist. Sonst können die Folgen bei unsachgemäßem Verhalten und Vorgehen, u.U., sehr teuer werden“.