Achtung, Wildwechsel!

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(Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung)

Von Carsten Blaue

Gaiberg/Heidelberg. In der Statistik der vergangenen beiden Jahre sind allein für Baden-Württemberg über 26 700 Wildunfälle verzeichnet. In den allermeisten Fällen traf es Rehe. Bis zu 15 Unfälle zwischen Kraftfahrzeugen und Tieren des Waldes muss Ralph Steffen jedes Jahr in seinem Revier ansteuern. Sieht man die Bilder, die der Kreisjägermeister der Heidelberger Jägervereinigung (HDJV) von den getöteten Tieren zur Dokumentation macht, dann verschlägt es einem die Sprache. Oft sind die Geißen trächtig, und ihr ungeborener Nachwuchs kann nicht mehr gerettet werden. Umso mehr ist es Steffen ein Anliegen, Verkehrsteilnehmer für die Gefahren des Wildwechsels zu sensibilisieren. Gerade jetzt. Denn mit der Umstellung auf die Sommerzeit an diesem Wochenende steigt das Risiko noch mal drastisch. Zum Beispiel fällt der frühmorgendliche Berufsverkehr wieder in die Dämmerung, und gerade die ist so etwas wie die „Rushhour“ für das Wild – auch abends. Dazu kommt, wie Steffen erklärt, dass bei den Rehen langsam die Zeit des Setzens losgeht. Heranwachsende Jungtiere müssen dann ihre eigenen Wege finden, weil die Muttertiere ihre ganze Energie für den künftigen Nachwuchs brauchen. Also wechseln flügge gewordene Rehe auf der Suche nach einem eigenen Revier auch öfter mal die Straßenseiten. Oder die Tiere sind nach den kargen Wintermonaten auf der Suche nach frischem Grün.

Bei den Rehböcken würden zudem die Hormone verrücktspielen, wie der Landesjagdverband erklärt: Sie verteidigen demnach im Frühjahr ihr Revier gegen Kontrahenten, besonders junge Böcke würden vertrieben und müssten sich eine neue Bleibe suchen. Und Wildschweine?

Die sind mit ihren Frischlingen nicht selten auf Wanderschaft. Es ist also einiges los im Forst. Umso gefährlicher werden die Straßen, welche Waldgebiete durchschneiden. Steffen appelliert an alle Verkehrsteilnehmer, die Warnschilder für Wildwechsel ernst zu nehmen und mit angepasster Geschwindigkeit zu fahren. Vielleicht muss man die geltenden Tempolimits auch nicht immer ausreizen. Steffen sagt, dass jede Straße zwischen Feld und Wald oder quer durch die Wälder die Gefahren des Wildwechsels birgt – nicht nur für die Tiere, sondern auch für die Menschen, denen sie vors Fahrzeug springen. In Steffens Revier sind es zum Beispiel besonders die L 600 zwischen Gaiberg und Leimen oder die K 4161 zwischen Gaiberg und dem Königstuhl. Erst vor zwei Wochen musste der Kreisjägermeister zu einem Wildunfall eilen, konnte für die Bache und die fünf

Föten in ihrem Bauch aber nichts mehr tun. Gleiches galt für eine Geiß, die zwei Junge in sich trug: „Zwei Tage noch, und sie hätte gesetzt.“ Nach dem Reh sind laut den Statistiken besonders Hase und Kaninchen gefährdet, gefolgt von Fuchs, Waschbär und Marderhund.

Die Jäger geben Verkehrsteilnehmern vor der Zeitumstellung einige Tipps, um Wildunfälle zu verhindern: Geschwindigkeit anpassen oder reduzieren, und wenn man ein Tier am Straßenrand sieht, am besten abblenden, hupen und bremsen. Wenn’s dann doch eng wird: scharf bremsen und nicht ausweichen. Außerdem kommt selten ein Tier alleine. Also sollte man mit Nachzüglern rechnen.

Sollte es zum Unfall mit einem Wildtier kommen, dann sollte man die Polizei rufen und sich und das Fahrzeug wie üblich sichern. Ein totes Tier sollte man grundsätzlich nur mit Handschuhen anfassen und zu noch lebenden Abstand halten. Das angefahrene Wild mitzunehmen, ist Wilderei. Also sollte man auch das lassen. Wenn ein Tier geflüchtet und vielleicht verletzt ist, unbedingt den Jäger informieren. Er wird es mit einem speziell ausgebildeten Hund finden. Zudem kann der Jäger ebenso wie die Polizei einen Wildunfall bescheinigen. Gegenüber der Versicherung ist das von Vorteil